Tingjun Zhao, M.A.

Doktorand

Lehrstuhl für Philosophie und Politische Theorie

Über die Promotion

Die Idee der Menschenwürde liegt allen der Familie des Fähigkeitenansatzes (engl. the capabilities approach) zugehörigen Theoriebildungen zugrunde; allerdings wird sie in all diesen Kontexten bedauerlicherweise in kaum zufriedenstellender Klarheit artikuliert. Zentrale Werke in diesem Zusammenhang verfahren in einer sog. holistischen Art und Weise: Klarheit des einen Elements speise sich angeblich aus der eines anderen; der schlagwortartige Begriff des „der Menschenwürde gemäßen Lebens“ wird in den Vordergrund gerückt, was in einen offenbaren Zirkel zu geraten droht. Das Dissertationsprojekt befasst sich vor allem mit drei Diskussionssträngen: erstens, die „Ehrfurcht gebietenden“ menschlichen Vermögen als Grundlage dafür, der Menschheit Würde zuzusprechen; zweitens, Würde aufgrund bestimmter Tätigkeiten (engl. functionings); und drittens, Würde als ein nichterworbener, von natürlichen Eigenschaften unabhängigen Status individueller Personen, der in dem allen Varianten des Fähigkeitenansatzes unentbehrlichen Prinzip „Jeder als Zweck an sich“ zum Ausdruck gebracht wird. Berechtigt ist man nun zumindest zur Konstatierung, diese Reden von Menschenwürde seien nicht optimal aufeinander abgestimmt, was möglicherweise manche (zwar verfehlte) Kritik an dem Fähigkeitenansatz veranlasst hat. In systematischer Hinsicht verfolgt das Dissertationsprojekt das Ziel, diese Unstimmigkeiten zu eliminieren, und einen allgemeinen, einheitlichen und kohärenten Menschenwürdebegriff des Fähigkeitenansatzes zu erarbeiten; in historischer Hinsicht wird der Versuch unternommen, den wenig erforschten Einfluss Karl Marx’ als eines des Gründungstriumvirats des Fähigkeitenansatzes auf seine Idee der Menschenwürde zum Aufweis und zur Auslegung zu bringen.